Erneut unter die Räder gekommen

Zwei Mal rief Interims-Coach Dirk Schimmler (r.) die Stiere zur Auszeit. Das Blatt wenden konnten sie jedoch nicht. Archivbild: Dietmar Albrecht
Zwei Mal rief Interims-Coach Dirk Schimmler (r.) die Stiere zur Auszeit. Das Blatt wenden konnten sie jedoch nicht. Archivbild: Dietmar Albrecht

Die Handballstiere kamen nach einigen Anlaufschwierigkeiten zunächst gut ins Spiel – mit einem Auftakttor von Tobias Grämke, der sich am Ende mit fünf Treffern als erfolgreichster Werfer behaupten sollte. Bis zum 3:7 in der zwölften Minute lief es für die Gäste in der Bernburger Bruno-Hinz-Halle, in der 385 Zuschauer eine kampfbetonte Partie verfolgen. Und es hätte eigentlich so weiterlaufen können, wenn nicht irgendetwas erneut einen Bruch provoziert hätte. Im konkreten Fall war das wohl die direkte Disqualifikation gegen Niklas Friedrich (Bernburg) bei gleichzeitiger Zeitstrafe für Lutz Weßeling. Die rote Karte gab es für ein „Nachschubsen“, als der Stiere-Kapitän, zuvor bereits beim Sprung mit Gegnerkontakt, im Begriff war aufzustehen. Er selbst soll den Kontrahenten am Stirnband gezogen haben und musste daher für zwei Minuten von der Platte. Lutz Weßeling kassierte keine drei Minuten später die nächste Zwangspause. 

Hat diese, wie Lutz Weßeling selbst sagt, wenig spektakuläre Aktion, bei den Handballstieren Verwirrung gestiftet? Für die Gastgeber begann zu diesem Zeitpunkt ein Lauf. Sie drehten das Spiel und führten in der 21. Minute 9:7. Fortan liefen die Stiere hinterher, verfielen wieder in alte Muster, ließen beim Rückstand den notwendigen Zusammenhalt missen und leisteten sich viel zu viele technische Fehler. Darin fand sich ein Grund, förmlich überrannt zu werden: Aus der ersten und zweiten Welle gelangen den Anhaltinern zahlreiche Tore. Dennoch hielt Keeper Jan Kominek nach Kräften dagegen und glänzte mit insgesamt 21 Paraden. 

Seine Kollegen im Angriff erarbeiteten sich in der ersten Halbzeit ebenso viele Chancen, verwerteten aber nicht mal die Hälfte zum Pausenstand von 13:10. Zurück aus der Kabine gelangt es nicht, den weiter erstarkenden Kontrahenten aus dem Rhythmus zu bringen. Vier Mal (18:14, 39.; 20:16, 42. und 21:17, 45.) näherten sich die Schweriner noch einmal an. Dann ließen sie den Gastgebern förmlich freien Lauf. Knapp fünf Minuten vor dem Abpfiff betrug der Abstand elf Tore (28:17, 56.). Vier Treffer in den Schlussminuten zum Endstand von 29:21 kamen zu spät, um an einer erneuten Niederlage etwas zu ändern.

Ohne Punkte kehrten die Schweriner also auch von der Saale heim. Langsam wird es für sie ungemütlich. Denn der neunte Tabellenplatz beschönigt die Situation – die Stiere haben noch etliche Herausforderungen vor der Brust. Das bevorstehende Derby gegen den Tabellenzweiten HC Empor Rostock in eigener Halle macht den Anfang. Die Auswärtspartien gegen den Aufstiegsaspiranten aus Dessau und dann gegen Hildesheim, Hannover, Altenholz und Vinnhorst stellen ebenso Herausforderungen dar. Zurückliegende Begegnungen haben ihrerseits gezeigt, dass gleich gar kein Kontrahent in der 3. Liga Nord-Ost zu unterschätzen ist. Die Stiere müssen schnellstens den Mund abwischen: Teamgeist ist ebenso gefragt wie der unbedingte Wille, Verantwortung zu übernehmen. Das sind sie sich und ihren Fans schuldig. Los geht es am Mittwoch, 22. Januar, wenn ein neues Kapitel der Derby-Geschichte zu schreiben ist. (ba)

Kominek, Heinemann – Grämke 5, Grolla, Weßeling, Reiter 5/3, Evangelidis 1, Klimt 2, Aust 1, Schulz 1, Williams 1, Papadopoulos 2, Herbst 3, Leu

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