Handballstiere schlagen sich im Derby selbst

Kapitän Lutz Weßeling traf sechs Mal für die Stiere, die beim Derby selbst den Erfolg aus der Hand gaben.  Foto: Dietmar Albrecht
Kapitän Lutz Weßeling traf sechs Mal für die Stiere, die beim Derby selbst den Erfolg aus der Hand gaben. Foto: Dietmar Albrecht

Das Derby beim amtierenden Liga-Meister zu verlieren, ist keine Schande. Mit 17 Toren Differenz am Ende von der Platte gehen zu müssen, vielleicht schon. Die Mecklenburger Stiere haben ihren durchwachsenen Saisonbeginn mit einer in der Höhe überraschenden Auswärtsniederlage bei den Füchsen und einem überaus sehenswerten Heimsieg gegen Bernburg  jetzt in eine einzige Partie gepackt: Beim 84. Derby gegen den HC Empor Rostock zeigte die Mannschaft von Coach Mannhard „Mücke“ Bech zwei Gesichter. Die erste Halbzeit (16:13) war phasenweise sogar auf Augenhöhe, die zweite schlichtweg ein Desaster (19:5). Am Ende stand mit dem Ergebnis von 35:18 Fassungslosigkeit in den Gesichtern. Und lediglich eine Aussage des Coaches: „Wir müssen das analysieren.“

Dabei war der Auftakt zunächst ganz nach dem Geschmack der rund 100 mitgereisten Stiere-Fans, die in die hinterste Ecke der Rostocker Stadthalle verbannt, lautstark gegen gut 3500 stimmungsvolle Handballfreunde der Gastgeber hielten. Kevin Herbst gelang in der zweiten Minute der Auftakttreffer. Nach einem verwandelten Siebenmeter von Kim Colin Reiter (1:2, 4.) erhöhte Herbst zum 2:3 (7.). Dann fing es ein erstes Mal an zu holpern bei den Stieren. Unnötige Fehler, ungenaue Anspiele an den Kreis und liegengelassene Chancen ermöglichten den Gastebern einen Vier-Tore-Lauf (7:3, 15.). In Überzahl gelang es, sich wieder anzunähern (Reiter 7:4, 16., und Weßeling 7:5, 17.). Die Stiere wechselten fortan zwischen sehenswerten Aktionen und einfachen Ballverlusten, hielten sich aber in Reichweite. Jan Kominek im Tor verhinderte durch gute Paraden, dass die Rostocker sich zu weit entfernen konnten. Man spürt:e Biss, Moral und Leistungsvermögen waren da, es fehlte allein an konstantem Abrufen des hohen Niveaus. Kapitän Lutz Weßeling verkürzte in der 26. Minute gleich zwei Mal hintereinander zum 14:11 und 14:12. Der Halbzeitstand von 16:13 ließ noch nichts Schlimmes erahnen. Bis hierher hatten sich die Gäste des Derby keineswegs die Butter vom Brot nehmen lassen.

Ganz anders in Halbzeit zwei: Die Gastgeber kamen, spielten munter auf und trafen sechs Mal, bevor Kim Colin Reiter für die Schweriner in der 40. (!) Minute vom Strafpunkt aus das erste Tor der zweiten Halbzeit für die Stiere erzielte. Nervosität breitete sich aus. Die Schweriner erreichten kaum die Nahwurfzone und gaben den Ball viel zu oft aus der Hand. Sie ließen es zu, dass jeder einzelne, der in Halbzeit zwei nur fünf mühsam erzielten Treffer, mit drei bis vier erfolgreichen Abschlüssen der Rostocker quittiert wurde. „Die Kräfte reichten nicht. Fehlentscheidungen waren die Folge, der Plan wurde verlassen. Hier und da fehlte es auch an Disziplin. Vor allem aber brauchen wir mehr Spielsteuerung“, resümierte Stiere-Coach Mannhard „Mücke“ Bech. Die Gastgeber spielten stark, machten die Abwehr zu, frohlockten im Angriff und triumphierten lange vor der Schlusssirene. Sie nahmen den kollektiven Ausfall der Handballstiere in den zweiten 30 Minuten dankend an und gewannen mit 35:18. 

Was nehmen die Stiere mit nach Hause? Hoffentlich genug Selbstbewusstsein, dass sie zu guten, auch sehr guten Leistungen in der Lage sind, die allerdings noch deutlich mehr als Team erbracht werden müssen. Der krasse Einbruch in der zweiten Derby-Hälfte muss in der Tat gründlich analysiert werden. Zunächst bleibt eine Entschuldigung der Spieler an die Fans für den zuletzt nicht akzeptablen Auftritt.  Barbara Arndt

Kominek, Heinemann – Grämke, Grolla, Kix, Weßeling 6, Reiter 3/2, Barten, Evangelidis, Zufelde 2, Klimt, Aust 1, Passias, Papadopoulos 2, Herbst 3, Leu 1

Zurück